Max Morlock

Als Morlock noch den Mondschein traf

Biografie
Geboren am: 11.5.1925 in Nürnberg
Gestorben am: 10.9.1994 in Nürnberg
Grabstätte: Nürnberg
Friedhof St. Leonhard
Schwabacherstraße 52
Sektor 1; Grab 106
hinter dem Haupteingang nach 30 m links
hinter der Hecke
Stationen der Karriere als Fußballer
Position: Halbrechter
Vereine: Eintracht Nürnberg (1936-1940)
FC Nürnberg (1940-1964)
26 Länderspiele (1950-1958); 21 Tore
Weltmeister 1954
Deutscher Meister 1948, 1961
Deutschlands Fußballer des Jahres 1961

Max Morlock hält die wichtigsten Rekorde in der ewigen Tabelle der Oberliga Süd, die im August 1946, teilweise noch auf Schutt und Asche, den Spielbetrieb ebenso wie die anderen Oberligen Südwest, West und Nord aufnahm. Morlock bestritt in der Oberliga die meisten Spiele (451) und erzielte die meisten Tore (286). Daran konnten ihn selbst knüppelharte Verteidiger wie Kurt Mondschein von 1860 München, der von 1949 bis 1959 manches Duell mit dem Goalgetter der fränkischen Metropole ausfocht, nicht hindern. Die Zeit der Oberligen endete 1963, als sie in der neuen eingleisigen ersten Bundesliga aufgingen. Die Nürnberger gehörten natürlich zu den sechzehn Gründungsmitgliedern, und auch Max Morlock, immerhin schon 38 Jahre alt, spielte noch die erste Saison mit.

Alles an diesem 1,72 m kleinen, kopfball- und schussstarken Spieler war waschecht: Max Morlock war ein richtiger Straßenfußballer, Franke und „Clubberer“. Aufgewachsen im Schatten des „Zabo“, der Spielstätte des 1. FC Nürnberg, kam er mit 15 Jahren zum „Club“ und stand mit 16 Jahren am 30.11.1941 zum ersten Mal in der ersten Mannschaft des Altmeisters. Das spielte sich zu einer Zeit ab, als der Angriff Nazideutschlands auf die Sowjetunion vor Moskau zum Stehen gebracht worden war und die Wehrmacht mitten im russischen Winter in den Stellungskrieg gezwungen wurde. Bald war an organisiertes Fußballspielen auf nationalem Niveau nicht mehr zu denken. Auch Morlock musste an die Front. Den gelernten Mechaniker verschlug es zunächst als Panzerfunkwart nach Dänemark, dann landete er in Pommern. Er geriet in britische Gefangenschaft, wurde aber bereits im September 1945 nach Hause entlassen.

Kurz darauf spielte er wieder für den „Club“ und führte die Mannschaft gleich im ersten Jahr der Oberliga Süd zum Titel. Parallel dazu arbeitete er in einer Lichtmaschinenfabrik, und nach einem kurzen Intermezzo als LKW-Fahrer übernahm er mit finanzieller Unterstützung des Vereins eine Lotto/Toto-Annahmestelle, eine der üblichen Existenzgründungen vieler namhafter Fußballer jener Zeit. Ganz Nürnberg stand kopf, als Morlock den „Club“ schon 1948 zur Deutschen Meisterschaft führte, was ihm 13 Jahre später als mittlerweile 36-Jährigem nochmals gelang und die Wahl zum „Fußballer des Jahres 1961“ einbrachte. Neben Hans Schäfer vom 1. FC Köln und Helmut Rahn vom Meidericher SV ist Morlock der einzige „Held von Bern“, der 1963 noch als Spieler in der neugegründeten ersten Fußball-Bundesliga auflief.

Dazwischen lagen viele andere sportliche Höhepunkte des „Club“-Idols. Beim ersten Länderspiel Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg am 22.11.1950 im Stuttgarter Neckarstadion gegen die Schweiz, das mit 1:0 gewonnen wurde, debütierte er vor 115.000 Zuschauern. Morlock wurde eine feste Größe in Herbergers Konzept, rund um Fritz Walter eine Nationalmannschaft aufzubauen, die gute Perspektiven für die WM 1954 in der Schweiz versprach. Und Fritz Walter wusste um die Stärken von Max Morlock: „Er war der größte Kämpfer, den ich kannte. Sein Radius reichte von Torlinie zu Torlinie. Maxls Gefährlichkeit wurde am deutlichsten bei hohen Bällen. Er übersprang Spieler, die einen Kopf größer waren. Er war auf seine Art ein idealer Halbstürmer und für unsere Berner Elf von 54 die ideale Lösung.“

Max Morlock erzielt in der 10. Minute des WM-Endspiels 1954 den Anschlusstreffer zum 1:2; Gyula Lorant, Mihaly Lantos
und Ottmar Walter schauen zu.

Morlocks große Stunde schlug im Finale 1954 gegen Ungarn in der 10. Minute. Czibor hatte zwei Minuten vorher die Ungarn mit 2:0 in Führung gebracht. Als die jubelnden Ungarn im Gefühl des sicheren Triumphes ihre Positionen wieder einnahmen und die Deutschen gerade aufhörten, sich gegenseitig zu beschimpfen, war es Morlock, der Fritz Walter aus seiner Resignation herausriss und mit einem „Allaa hopp, Fritz, jetzt erst recht!“ wieder motivierte, alles daranzusetzen, um ein erneutes Desaster wie beim 3:8 in der Vorrunde zu vermeiden. Sofort mit dem Wiederanpfiff durch Schiedsrichter Ling starteten die Deutschen über die linke Seite einen Angriff, der so schnell zum Anschlusstreffer durch Morlock führte, dass Reporter Herbert Zimmermann – noch ganz konsterniert mit der Entstehungsgeschichte des Czibor-Tores beschäftigt – die Entwicklung des Gegentores nachkommentieren musste: „Im Spagatschritt warf sich Maxl Morlock aus Nürnberg in die Schussbahn, und mit allerletzter Kraft schiebt er den Ball am ungarischen Torsteher Grosics vorbei in das äußerste linke Eck von uns aus gesehen. Gott sei Dank, es steht nicht mehr 2:0, es steht 2:1 nur noch für Ungarn, und das sollte unserer Elf Mut und Selbstvertrauen geben.“

„Allaa hopp, Fritz, jetzt erst recht!“

Das Spiel drehte sich, Deutschland gewann den Titel, und Morlock nahm mit sechs Toren Rang zwei in der WM-Torschützenliste hinter Sándor Kocsis (11) ein. Bei ihrer Rückkehr nach Deutschland wurden die Spieler überall gefeiert. Morlock konnte mit dieser Welle der Begeisterung dank seiner bescheidenen Art und realistischen Denkweise gut umgehen und das Ganze auch mit Humor ertragen. Als Bundespräsident Heuss bald nach dem Titelgewinn vor einem Länderspiel gegen Österreich in Köln die Mannschaften begrüßte, fragte er den am Ende stehenden Morlock: „Und Sie sind der Torhüter?“ Die artige Antwort: „Ja, Herr Bundespräsident, ich bin der Schlussmann.“

Grabstätte von Max Morlock:
Nürnberg, Friedhof St. Leonhard
Schwabacherstraße 52, Sektor 1; Grab 106,
hinter dem Haupteingang nach 30 m links
hinter der Hecke.

Trotz guter Angebote anderer Vereine blieb Morlock zeitlebens „Clubberer“. Am 14. Mai 1964 trug er zum letzten Mal das weinrote Trikot und machte auf den Schultern seiner Fans eine Ehrenrunde im Stadion. Sein Geschäft in der Pillenreuterstraße sicherte die berufliche Existenz. Als Ehrenspielführer begleitete er weiterhin seinen 1. FC Nürnberg und nahm als Zuschauer teil an dessen Auf und Ab in der Bundesliga. 1994 verstarb er an Kehlkopfkrebs. Der Max-Morlock- Platz vor dem Frankenstadion hält die Erinnerung der Nürnberger an ihr Idol der 50er und 60er Jahre fest.

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