Stanley „Stan“ Matthews

„Erhebe dich, Sir Stanley!“

Biografie
Geboren am: 1.2.1915 in Hanley,
nahe Stoke-on- Trent
Gestorben am: 23.2.2000 in
Newcastle-under-Lyme
Grabstätte: Stoke-on -Trent
Britannia Stadium
Stanley Matthews Way
Die Asche von Stan Matthews wurde auf dem
Rasen des Stadions verstreut.
Gedenkstatue links vor dem Haupteingang des
Britannia Stadium
Stationen der Karriere als Spieler
Position: Rechtsaußen
Vereine: Stoke City (1933-1947)
FC Blackpool (1947-1961)
Stoke City (1961-1965)
54 Länderspiele (1934-1957); 11 Tore
WM-Teilnehmer 1950, 1954
Erster Fußballer Europas 1956
Commander of the British Empire (CBE) 1957
Erhebung in den Adelsstand 1965

Das Reich von „His Royal Highness“ war das Land rechts zwischen Mittellinie und Eckfahne. Auf diesem Terrain bewegte er sich unnachahmlich und schloss seine großartigen Flankenläufe durch wunderbare Querpässe in das am wenigsten bewachte Stück des Raumes ab. Dafür brachte er alles mit: schnellen Antritt, hohe Endgeschwindigkeit und einen Blick für die Verhältnisse in der Mitte. Ausgangspunkt war der „Matthew-Trick“: mit einer Körpertäuschung nach links den Verteidiger auf den falschen Fuß stellen, dann blitzschnell nach rechts ausbrechen. Die Verteidiger blieben stehen, als seien sie Mehlsäcke.

„Er quälte sie alle, wenn er näher rückte“

Eigentlich kannten alle renommierten Verteidiger Europas dieses Manöver. Aber die Blitzartigkeit von vorgetäuschter und vollzogener Bewegung machte selbst den engagiertesten Störungsversuch illusorisch. Die Pein für den Verteidiger begann, wenn Stan den Ball wie einen Köder mit kurzen Tupfern seines rechten Fußes auf ihn zu trieb. Er wusste, in neun von zehn Fällen geht Matthews rechts an ihm vorbei. Aber Stan quälte sie alle, wenn er näher rückte, mit dem Knie flatterte und mit einer Linksneigung den Ball mitzog. Spätestens jetzt durchzuckte es den Verteidiger: „Diesmal geht er innen durch.“ Er folgte der Bewegung, die ihm Matthews aufzwang, lehnte sich nach rechts, verlagerte sein Körpergewicht, und dann passierte es zum tausendsten Mal: Just in dem Moment, wenn der Verteidiger den Ausfallschritt nach innen machen wollte, erwischte ihn Stan auf dem falschen Fuß und zog rechts vorbei.

Es gab damals noch einen Stürmer auf dieser Welt, der mit der gleichen Technik zum Erfolgslieferanten der Vollstrecker im Sturm wurde: Garrincha. Aber was sich bei Garrincha durch das schiere Tempo seiner Blitzaktionen an Gassen öffnete, erreichte Matthews mit sparsamerer Anwendung außergewöhnlicher Mittel und klarem Auge für das entscheidende Zuspiel. Der Erfolg war der gleiche.

Stan Matthews wuchs in dem kleinen Ort Hanley nahe Stoke auf, umgeben von den Kohlegruben der Grafschaft Staffordshire, wo auf fünfzig Einwohner ein qualmender Schornstein kam. Stan schloss sich mit 15 Jahren Stoke City an und verdiente als Laufbursche des Vereins sein erstes Geld. Mit 17 erhielt er seinen ersten Vertrag und war damit der jüngste Profispieler des englischen Fußballs. Mit 19 stand er zum ersten Mal in der englischen Nationalmannschaft. Das war am 25. September 1934. Fast 23 Jahre später, am 15. Mai 1957, bestritt er sein letztes Länderspiel, mit 42 Jahren. Aber das war noch lange nicht das Ende seiner Fußballkarriere. Matthews spielte weiter bis 1965 bei seinem Heimatverein Stoke City, den „Potters“, die er als umjubelter Kapitän 1963 in die erste englische Liga zurückführte. Erst am 6. Februar 1965, mit 50 Jahren, bestritt er sein letztes Ligaspiel für Stoke City und hörte auf. Dass eine solche Karriere zur Legendenbildung herausforderte und das Füllhorn an Auszeichnungen über ihm ausgeschüttet wurde, war zwangsläufig. Stan Matthews wurde 1956 mit 41 Jahren zum ersten „Fußballer Europas“ gewählt. Und selbst die pferdevernarrte Queen Elizabeth II. kam nicht umhin, ihn als ersten Fußballer überhaupt zu adeln. Am 23. Februar 1965 wurde aus dem Jungen des Kohlereviers südlich von Manchester, das ein zeitgenössischer Kolumnist einst als „Schmutzhaufen mit elektrischer Beleuchtung“ beschrieben hatte, „Sir Stanley Matthews“. In Cut und Zylinderhut ging „The Wizard of the Dribble“ vor der Königin auf die Knie. Mit einem Schwert berührte sie seine linke und dann die rechte Schulter und sprach die übliche Formel: „Erhebe dich, Sir Stanley!“

Als Spieler…

Den Zweiten Weltkrieg verbrachte er bei der Royal Air Force, blieb aber am Boden und hielt sich dank militärischer Genehmigung wie viele andere Topfußballer mit Freundschaftsspielen fit. Er spielte für Arsenal London, Manchester United und den FC Blackpool und überlebte. Als die englische Liga 1946 den Spielbetrieb wieder aufnahm, schien er dem Management von Stoke City mit 32 Jahren zu alt, um längerfristig auf ihn zu bauen. Matthews wechselte verärgert zum FC Blackpool. Jetzt ging seine Karriere erst richtig los.

und als Sir.

„Je älter ich wurde, desto besser bin ich gewesen“, könnte man ihn zitieren, denn er wurde zur spielbestimmenden Figur des neuen Vereins und führte ihn an die nationale Spitze: 1956 wurde Blackpool englischer Vizemeister. In dieser Zeit spielte er für England bei den Weltmeisterschaften 1950 und 1954 und war auch beim Jahrhundertspiel England-Ungarn (3:6) im Herbst 1953 dabei. Ihm eilte auf dem Kontinent ein phantastischer Ruf voraus, und Puskás sagte später: „Wir hatten Angst vor ihm und England. Matthews war ein Gigant in unseren Augen.“

Graumeliert kehrte „Stan the Man“ 1961 zu Stoke City zurück, und am 28. April 1965 gab es schließlich ein rauschendes Abschiedsfest für ihn im „Victoria Ground“, dem alten Stadion von Stoke City: England spielte gegen den „Rest der Welt“, der sich aus Spielern wie Jaschin, Puskás, di Stefano, Uwe Seeler, Kubala und Masopust zusammensetzte.

Grabstätte von Stanley Matthews:
Stoke-on -Trent, Britannia Stadium
Stanley Matthews Way.
Die Asche von Stan Matthews wurde auf
dem Rasen des Stadions verstreut.
Gedenkstatue von Stan Matthews vor dem Britannia-Stadium,
Stan Matthews Way,
Stoke -on -Trent.

Nach seiner Fußballkarriere war er fast schon Rentner. Er managte noch für drei Jahre den Port Vale Football Club, einen Viertligisten aus Stoke, und anschließend den maltesischen Club Hibernians FC. Danach genoss er das Leben als Legende, als König der Veteranen im populärsten Sport des Inselreiches.

Mit Stan Matthews und Garrincha verließen die letzten großen, klassischen Flügelstürmer die Arena. Sie standen in ihrer Zeit noch unter Artenschutz, ihren Nachfolgern aber stutzte man die Flügel und wies ihnen auch Defensivaufgaben zu. Ihre Empfindungen drückte der deutsch-holländische Stürmer Willi Lippens vor vielen Jahren einmal recht deutlich aus: „Wenn der Trainer will, dass ich Verteidiger decke oder so ’ne Scheiße, dann höre ich lieber auf.“

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