Ricardo Zamora

Der Göttliche

Biografie
Geboren am:
21.1.1901 in Barcelona
Gestorben am:
18.9.1978 in Barcelona
Grabstätte: Barcelona
Cementerio de Montjuic
Mare de Deu del Port
Via San Jaime
Agrupacio (Sektor) 10;
Nicho (Urnennische) 1111
Stationen der Karriere als Fußballer
Position: Torhüter
Vereine: Espanyol Barcelona (1915-1919)
FC Barcelona ( 1919-1922)
RCD Espanyol Barcelona (1922-1930)
Real Madrid (1930-1936)
OGC Nizza (1936-1938)
46 Länderspiele (1920-1936)
WM-Teilnehmer 1934
Spanischer Meister 1932, 1933
Spanischer Pokalsieger 1920, 1922, 1929,
1934, 1936
Stationen der Karriere als Trainer
Vereine: Atletico Madrid (1939-1946)
Celta de Vigo (1946-1949)
CD Malaga (1949-1951)
Nationalmannschaft Spanien (1952)
Celta de Vigo (1954-1955)
RCD Espanyol Barcelona (1955-1957)
RCD Espanyol Barcelona (1960-1961)

„Man sieht nur die, die im Lichte stehen”, schrieb einst Bert Brecht. Er dachte wohl kaum an die Fußballtorhüter, aber nichtsdestoweniger dürfen auch sie sich angesprochen fühlen: Sie, die Letzten, die sich verzweifelt nach dem Ball strecken, die im Gegensatz zu den Feldspielern wie im Käfig eingesperrt hin und her laufen, ohne sich austoben zu können und Aggressionen und Energien beim Zweikampf oder Laufen abzubauen. Das gilt es zu kompensieren, und so schlagen sich diese Defizite häufig in Marotten, Allüren und Showeinlagen der „letzten Männer“ nieder. Manche werden zu Galeriespielern für das Publikum. Sie wissen: Ein erzieltes Tor ist festlicher Höhepunkt des Fußballspiels. Der Torschütze produziert Freude, der Torhüter, der Spielverderber, macht sie kaputt. Ricardo Zamora lebte diese Rolle in den europäischen Stadien und im gesellschaftlichen Leben Spaniens voll aus.

Zamora gebührt die Ehre, als einer der ersten Weltstars die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Männer zwischen den Pfosten gelenkt und mit seinen großartigen Leistungen und seinem Stargehabe den Ruhm der Torleute in lichte Höhe getrieben zu haben. Er wurde in den 20er und 30er Jahren zu „el Divino“, dem Göttlichen mit der weißen Schiebermütze, den gelben Handschuhen und den riesigen Knieschonern, denn die Fußballplätze jener Jahre konnten sehr hart sein, zumindest in der Provinz, wo man nicht immer auf einer gepflegten Rasenfläche antrat. Für die Stürmer Europas hatte Zamora aber nichts Göttliches, eher schien er mit dem Teufel im Bunde zu stehen, so imposante Leistungen zeigte er. Und die Zuschauer skandierten: „Cero a Cero y Zamora de Portero“, was auf Deutsch recht prosaisch „Null zu Null mit Zamora als Torhüter“ heißt.

1930 wurde der Katalane zum teuersten Spieler der Welt und sozusagen zum Urvater aller späteren spektakulären Fußballertransfers. Für die damals horrende Summe von 150.000 Peseten wechselte „el Divino“ von Espanyol Barcelona zu Real Madrid, das noch keine herausragende Rolle in der spanischen Liga spielte. Erst zehn Jahre zuvor hatte König Alfonso XIII. dem Madrid Futbol Club den Ehrentitel „Real“ (Königlich) verliehen, was sich aber noch nicht in Erfolgen niedergeschlagen hatte. Doch dann betrat mit dem neuen Generalsekretär Santiago Bernabeu ein Mann die Fußballbühne Spaniens, der jetzt und später mit der spektakulären Verpflichtung von Weltklassespielern aus aller Welt den Ruhm Real Madrids begründete. Ricardo Zamora war der erste, und in dieser Weise ging es bis heute weiter. In den 50er Jahren folgten Alfredo di Stefano und Ferenc Puskás, und in jüngster Zeit verliehen Luis Figo, Zinedine Zidane, David Beckham, Christiano Ronaldo und Kaka dem Team galaktische Ausstrahlung. Kein Wunder also, dass die FIFA am 18. Dezember 2000 Real Madrid zum besten Fußballclub des 20. Jahrhunderts wählte.

Teuerster Spieler der Welt

Zamora blieb bis 1936 bei Real, als der spanische Bürgerkrieg ihn mitsamt Familie nach Frankreich vertrieb, wo er bei OGC Nizza seine aktive Laufbahn beendete. 1939, als der Bürgerkrieg mit dem Sieg der Falangisten unter Franco geendet hatte, kehrte er in sein Heimatland zurück. Er blieb dem Fußball erhalten und wurde Trainer, zunächst von Atletico Madrid, dem Stadtrivalen seines früheren Clubs Real. Mit diesem Team gewann er 1940 die erste nach dem Bürgerkrieg ausgetragene spanische Meisterschaft und verteidigte den Titel 1941. Der weitere Lebenslauf des „Göttlichen“ war dann nicht minder irdisch als der anderer Menschen. Weitere Erfolge bei seinen Trainerstationen bei Celta de Vigo, Espanyol Barcelona und dem RCD Mallorca kamen nicht dazu.

Ricardo Zamora fängt den
Ball in typischer Pose
und Spielkleidung.

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Zamora in seiner Heimatstadt Barcelona, wo er für beide Vereine, Espanyol und Barca, gespielt hatte, und hielt sich mit Kolumnen für die Sportpresseagentur „Efe“ über Wasser. Sein Ruhm blieb ungebrochen.

Als er 1978 starb, wurde sein Sarg im Stadion von Espanyol aufgebahrt, damit seine Verehrer früherer Jahre und die neue Generation der Fans beider Vereine von ihm Abschied nehmen konnten. Ricardo Zamora wurde auf dem Friedhof von Montjuic über den Dächern von Barcelona bestattet. Der Blick geht vom Mittelmeer zum Olympiagelände von 1992 und zum Olympiastadion, der heutigen Heimstätte von RCD Espanyol Barcelona, von dem aus er sich einst aufgemacht hatte, „el Divino“ zu werden.

Grabstätte von Ricardo Zamora:
Barcelona, Cementerio de Montjuic
Mare de Deu del Port, Via San Jaime
Agrupacio (Sektor) 10; Nicho
(Urnennische) 1111.

Blick von der Grabstätte auf
den Olympiaberg Montjuic und
Barcelona.

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